In einer durch Fortschritt und Modernisierung geprägten Welt, besitzen wir das fast schon gierige Bedürfnis nach kulturellem Wandel. Wir wollen uns ständig neu definieren und handeln Konventionen neu aus. Dabei bleiben die uns festigenden Traditionen auf der Strecke.
Eine sehr elementare Art und Weise sowohl soziale Ereignisse als auch emotionale Zustände für die Umwelt sichtbar zu machen ist die rituelle Körperbemalung. Eine Tradition die rund um den Globus vor allem
in Kulturen Anwendung findet, die sich dem Fortschritt weitestgehend entziehen und beharrlich an ihren Bräuchen festhalten. In den einzelnen Kulturen ist genau beschrieben, wer zu welchem Anlass eine bestimmte Zeichnung trägt.
Der Akt der Bemalung setzt eine Transformation in Gang, in der sich die Person auf das Bevorstehende einstellen kann. Durch diese Vorbereitung kann man dem jeweiligen Ereignis gefasst entgegentreten. Ein schüchterner Junge, der auf Anhieb einen Mann darstellen soll, wird zu einem stolzen Repräsentanten
eines Initiationsritus. Eine zur Witwe gewordene Frau, kann ohne große Erklärungen ihre Trauer in Würde nach außen tragen. Eine junge Frau lässt den Erwartungsdruck der Hochzeitsgesellschaft hinter sich und konzentriert sich auf das Wesentliche.
Die von indigenen Völkern inspirierten Bemalungen starten unterbewusst einen Prozess. Die aufgetragene Farbe verschmilzt mit dem Körper und überträgt so Tradition, Werte und Identität – das, was wir im Fortschritt und der permanenten Neuerfindung unseres Selbst suchen.